Warum Ökostrom nicht gleich Ökostrom ist

Die Qual der Wahl beim Bezug von grünem Strom

 

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Sie haben sich für den Bezug von Ökostrom entschieden? Sie möchten damit zur Energiewende und zum Klimaschutz beitragen? Sehr gut! Aber ist es egal, woher man den Ökostrom bezieht und trägt er tatsächlich zur Energiewende bei?  

In Deutschland sind die Begriffe "Ökostrom" oder "Grüner Strom" keine geschützten Produktbezeichnungen, im Gegensatz z.B. zu Biolebensmitteln. Zwar gibt es Zertifikate für Ökostrom, doch diese stellen ganz unterschiedliche Anforderungen. Wenn ein Energieversorger Ökostrom anbietet, heißt das noch lange nicht, dass es sich auch tatsächlich um Strom aus erneuerbaren Energiequellen handelt. 

Ein sehr verbreitetes Ökostrom-Zertifikat ist das nach dem "Renewable Energy Certificates System" – kurz RECS. Bei diesem System erhalten Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen in 24 europäischen Ländern pro produzierter MWh Strom ein RECS-Zertifikat. Die meisten Zertifikate beziehen sich auf Wasserstrom aus Skandinavien. Diese Zertifikate können unabhängig vom Strom gehandelt werden. Das heißt, dass ein Energieversorger, der selbst keinen oder zu wenig Ökostrom im Portfolio hat, um seine Kunden zu bedienen, mit den RECS-Zertifikaten Kohle- und Atomstrom als Ökostrom ausweisen kann. Zwar kann der Produzent selbst seinen Strom dann nur noch als Graustrom verkaufen, da aber z.B. in Norwegen Strom ohnehin zu nahezu 100% aus Wasserkraft gewonnen wird, spielt das dort keine Rolle. Nach einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Niedersachsen bieten rund die Hälfte der Stromversorger Ökostrom nach RECS-Zertifikaten an. 

Es gibt aber inzwischen auch eine Anzahl Ökostrom-Labels, die wesentlich strengere Anforderungen an Stromproduktion und -handel stellen, z.B. Grüner Strom Label, okPower, einige TÜVs, KlimaInvest (Link s. unten). Dabei gilt laut Verbraucherzentrale Niedersachsen das Grüner Strom Label als besonders empfehlenswert, okPower als empfehlenswert.

Neben der realen Herkunft des Stroms, die mit einem direkten Liefervertrag unterlegt ist, ist der regionale Ausbau der erneuerbaren Energien ein weiterer wichtiger Aspekt der Zertifizierung bei diesen Labels, sowie z.T. die Umweltverträglichkeit der Erzeugungsanlagen. Denn nur wenn der Strom in Deutschland produziert wird und der Bezug zum Ausbau der Erneuerbaren beiträgt, bringt dies die Energiewende voran. Die Anforderungen der Kunden tragen hierzu bei.

Greenpeace energy erklärt das so: "Es ist wie mit einem See: Je mehr sauberes Wasser hineinfließt, desto klarer wird er. Ähnlich verhält es sich mit der Energieproduktion: In unser Stromnetz fließen sowohl schmutziger Strom aus Kohle und Atom als auch grüner Strom aus erneuerbaren Quellen. Je mehr Kunden also sauberen Ökostrom beziehen, umso sauberer wird der See – und damit der Strom, der bei Ihnen aus der Steckdose kommt."  

Wer also mit seinem Ökostrombezug wirklich einen Beitrag zu Energiewende und Klimaschutz leisten möchte, sollte ein Stromprodukt mit einem empfehlenswerten Ökostrom-Label auswählen. Näheres zu den Ökostrom-Labels und ihren Kriterien finden Sie hier.

Das EffNet bedankt sich für diese Meldung bei Frau Dr. Ruppert vom Netzwerkpartner LaNEG.